Das heilige, Weibliche: Ein geschichtlicher Diskurs
In alten Kulturen findet man unzählige Belege für die hohe Wertschätzung der Frau als heiliges, fruchtbares Wesen. Ausgrabungen von Schreinen, Reliefs, vulvischen Schalen und Figuren von Göttinnen mit rot bemalter Vagina, üppigen Brüsten und weiteren Symbolen von Weiblichkeit und Fruchtbarkeit, bezeugen die Hochachtung der Frau. Die Menstruation als reinigender Vorgang mit ihrem fließenden Blut, Vulva und Gebärmutter wurde in vielen Kultriten als heiliger Aspekt der Frau verehrt. Blickt man auf Traditionen wie dem Tantra oder Taoismus, nimmt die Frau als heiliges Wesen noch heute einen zentralen Stellenwert ein. Als Sinnbild für das Nähren und Genährtwerden, ein Ort der Wärme sowie tiefen Vertrauens und Verbundenheit, steht die weibliche Brust. Als “See des Blutes”, “schützender Palast” oder “Palast des Kindes” beschreibt die chinesische Tradition den heiligen Raum, die Gebärmutter. Deutlich bei diesen Bezeichnungen, wird die Doppelfunktion der Gebärmutter: Als Speicherorgan von Blut und weiblichen Essenzen mit Yin Qualität und als Hohlorgan und Herberge des Fötus, die das Neugeborene schließlich in die Welt entlässt, mit Yang Qualität.
Manche Epochen der traditionell chinesischen Medizin beschrieben die Gebärmutter als “kleines Herz”. Ein Organ, das wie das Herz aus Muskelgewebe besteht und von einem regen Blutfluss geprägt ist. Über den Meridian Bao Mai, wird in der chinesischen Medizin das Blut vom Herzen, dem “Herrscher des Blutes", nach unten zur Gebärmutter, der “See des Blutes”, gesendet. Unter Betrachtung der chinesischen Sichtweisen, erlangen wir einen neuen Zugang zu unserem Uterus. Das Herz in direkter Verbindung mit der Gebärmutter erklärt die enge, psychische Beziehung der Organe, die wir tagtäglich erfahren. Eine wahre sexuelle Hingabe geschieht dann, wenn wir unser Herz öffnen, in die Liebe gehen. Traumatische Erfahrungen wie Missbrauch und tiefe Kränkungen können regelrechte Blockaden in unserem Herzen auslösen, welche wiederum blockierende Effekte auf unseren Zyklus und auf unsere Sexualität haben können. Inniger Körperkontakt, bewusste, liebevolle Sexualität führen zu einer Entspannung und Regulation unseres Zyklus. Im antiken Westen symbolisierten Höhlen den Uterus, worin der Grund liegt, weshalb diese Orte für weibliche Rituale und symbolische Wiedergeburten genutzt wurden. Auch der Brunnen stellte eine tiefe, weibliche Symbolik dar, ein Ort der Fruchtbarkeit. An vielen wichtigen Stätten, Parks oder Ortszentren können wir auch heute noch einen Brunnen finden, der für das Leben der Gebärmutter steht. Der Brunnen als Zentrum schenkt dem Platz ausgleichende Attribute aus Kraft und Ruhe.
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